Brustkrebs: mehr individuelle Unterstützung im Job

Von Dr. Barbara Marnach Lesezeit 2 Minuten
Junge Frau schaut nachdenklich aus einem Fenster.

Brustkrebs trifft in Deutschland jährlich überdurchschnittlich viele Frauen im erwerbsfähigen Alter. Eine Studie des Medizinischen Dienstes Nordrhein zeigt, wie stark die Erkrankung ihre Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt und welche Faktoren das Risiko einer verminderten Erwerbstätigkeit bei langzeiterkrankten Frauen erhöhen. Arbeitgeber, Ärzte und Politik sind gefordert, Betroffene in dieser Situation zu unterstützen.

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Im Vergleich zu anderen Krebsdiagnosen tritt Brustkrebs häufig bei jüngeren Frauen auf: Jede zweite Brustkrebserkrankung in Deutschland wird bei Frauen im Alter zwischen zwanzig und 64 Jahren diagnostiziert. Laut RobertKoch-Institut sind jedes Jahr über 36000 Frauen im erwerbsfähigen Alter betroffen.

Analyse von AU-Gutachten

Erwerbstätigkeit sichert nicht nur das Einkommen, sondern bietet den betroffenen Frauen während oder nach einer Erkrankung auch Struktur im Alltag und positive Selbstbestätigung. Der Verlust des Arbeitsplatzes durch eine Krebsdiagnose beeinträchtigt daher sowohl die Gesellschaft als auch die Lebensqualität der Betroffenen.

Vor diesem Hintergrund untersuchte der Medizinische Dienst Nordrhein in einer Studie, wie häufig bei Frauen mit Brustkrebs eine geminderte Erwerbsfähigkeit vorliegt und welche soziodemografischen und klinischen Faktoren das Risiko beeinflussen. Dazu analysierte er Arbeitsunfähigkeitsgutachten aus den Jahren 2022 und 2023 von Frauen mit der Diagnose Brustkrebs, die langzeiterkrankt waren. Die Studie wertete die Gutachten zur Erwerbsprognose von insgesamt 468 Frauen im Alter zwischen zwanzig und 64 Jahren aus. Diese Frauen waren aufgrund ihrer Brustkrebserkrankung im Durchschnitt etwa elf Monate arbeitsunfähig. Ihr Durchschnittsalter lag bei 53 Jahren. Rund 90% hatten ein bestehendes Arbeitsverhältnis.

Die Auswertung der Daten zeigte, dass die Erwerbsfähigkeit der Frauen vielfach beeinträchtigt war. In 18% der Fälle bestätigten die Gutachtenden eine Minderung der Erwerbsfähigkeit. Verschiedene Faktoren erhöhten das Risiko dafür deutlich. So korrelierte das Risiko mit der Schwere der Erkrankung: Das Risiko stieg beispielsweise mit der Größe des initial entdeckten Tumors. Hatte der Krebs bereits Metastasen gebildet, waren über 45% der Frauen von einer verminderten Erwerbsfähigkeit betroffen. Die Aggressivität des Tumors spielte hingegen keine signifikante Rolle.

Unterstützung als Aufgabe

Eine verminderte Erwerbsfähigkeit trat auch häufiger auf, wenn die Betroffenen aufgrund der Krebserkrankung pflegebedürftig wurden (44%), an Folgeerkrankungen wie Fatigue litten (25%) oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Polyneuropathie auftraten (23%).

Neben den klinischen Faktoren führten auch negative berufliche Kontextfaktoren wie bestehende Arbeitsplatzkonflikte zu deutlich mehr Erwerbsminderungen. Bei über 45% der Frauen mit einer anschließenden Erwerbsminderung besteht ein Zusammenhang mit ihrer Krankheit und Faktoren, die ihr Berufsleben negativ beeinflussten. Viele dieser Frauen fühlten sich den körperlichen und psychischen Anforderungen nicht mehr gewachsen.

Vor diesem Hintergrund sollte die Erwerbstätigkeit bei Frauen mit einer schweren Brustkrebserkrankung stärker in den Blick genommen werden. Eine individuelle Unterstützung der Betroffenen ist eine wesentliche Aufgabe sowohl für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte als auch für Arbeitgeber und Politik.

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