Hier finden Sie Kurznachrichten zu gesundheitspolitisch relevanten Entwicklungen (Stand April 2025).
Neuer Leiter EbM
Neuer Leiter des Bereichs Evidenzbasierte Medizin (EbM) beim Medizinischen Dienst Bund ist seit 1. April 2025 Privatdozent Dr. med. Stefan Lange. Der habilitierte Arzt, Biometriker und klinische Epidemiologe war über viele Jahre stellvertretender Leiter des Kölner Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Beim Medizinischen Dienst Bund wird Lange das Team aus wissenschaftlichen Expertinnen und Experten des Bereichs EbM leiten. Im Fokus stehen dabei Nutzenbewertungen zu allen Bereichen der medizinischen Versorgung – zu Arzneimitteln, nicht-medikamentösen Behandlungsmethoden, Medizinprodukten, digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) bis hin zu Diagnose- und Screeningverfahren. Zum Verantwortungsbereich von Stefan Lange gehört zudem der IGeL-Monitor, der evidenzbasierte Nutzenbewertungen zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) erstellt und auf dem Informationsportal www.igel-monitor.de veröffentlicht.
Vorstandswechsel
Dr. Martin Krasney ist seit Anfang März Vorstandsmitglied beim GKV-Spitzenverband und in dieser Funktion Nachfolger von Gernot Kiefer, der im Sommer 2024 in Ruhestand gegangen ist. Der 55-jährige promovierte Jurist und Bankkaufmann, zuletzt Partner und Rechtsanwalt in der Strategie- und Rechtsberatung Dierks+Company, hat zwischen 2008 und 2024 die Rechtsabteilung des GKV-Spitzenverbandes geleitet und war in den Jahren davor unter anderem als Justiziar beim BKK-Bundesverband sowie in verschiedenen Rechtsanwaltssozietäten tätig.
Auf Bluesky und LinkedIn
Der Medizinische Dienst Bund ist auf Bluesky und LinkedIn aktiv und – wie viele andere wissenschaftliche Institutionen auch – nicht länger auf X. Als unabhängige Begutachtungs- und Beratungsinstitution steht der Medizinische Dienst Bund für eine bedarfsgerechte wissenschaftsbasierte Versorgung und Werte wie Toleranz, Chancengleichheit und Inklusion. Für einen respektvollen, sachlichen Austausch finden Sie uns jetzt auf Bluesky, LinkedIn sowie wie gewohnt auf www.md-bund.de, www.medizinischerdienst.de, www.igel-monitor.de und www.md-forum.de.
Mutterschutz nach Fehlgeburt
Ab 1. Juni 2025 gilt eine Änderung des Mutterschutzgesetzes. Frauen haben künftig ab der 13. Schwangerschaftswoche nach einer Fehlgeburt Anspruch auf Mutterschutz. Die gestaffelte Regelung ermöglicht Betroffenen eine angemessene Regenerationszeit entsprechend ihrer körperlichen und seelischen Belastung. Die Schutzfristen sind nicht verpflichtend und können individuell in Anspruch genommen werden. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland jährlich etwa 6.000 Fehlgeburten zwischen der 13. und 24. Schwangerschaftswoche.
Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit
Die bisherige Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) heißt jetzt ›Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit‹ (BIÖG). Mit der Neuausrichtung des Instituts, das eng mit dem Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) zusammenarbeiten wird, soll die öffentliche Gesundheit in Deutschland gestärkt und der Public-Health-Ansatz noch besser an internationale Standards in der Gesundheitsförderung und Prävention angepasst werden. Infos unter www.bioeg.de
Depressionen im Krankenhaus
Depressionen sind erneut die häufigste Diagnose bei stationären Behandlungen aufgrund psychischer Erkrankungen. Sie machten 2023 ein Viertel aller 1,05 Millionen Krankenhausbehandlungen wegen psychischer Erkrankungen aus. Laut neueren Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren auch Kinder und Jugendliche stark von Depressionserkrankungen betroffen. Insgesamt mussten 2023 rund 261.200 Patientinnen und Patienten wegen depressiver Episoden oder wiederkehrender depressiver Störungen in eine Klinik – das waren 3,6% mehr als im Vorjahr.
Anzahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen
Die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen wächst seit der Corona-Pandemie langsamer als vor deren Ausbruch. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) arbeiteten Ende 2023 knapp 6,1 Millionen Personen in diesem Sektor. Das waren 27.000 Beschäftigte oder 0,5% mehr als im Vorjahr. Zwischen den Jahren 2019 und 2023 betrug die Zunahme demnach 5,3%. Von 2015 bis 2019, dem Vergleichszeitraum vor der Pandemie, hatte sie noch bei 6,9% gelegen. Die stärksten Personalzuwächse gab es seit 2019 im Gesundheitsschutz und in der pharmazeutischen Industrie.
Antibiotika
Aktuellen Zahlen zufolge ist die Nutzung von Antibiotika in Deutschland 2023 um 18,4% gegenüber dem Vorjahr gestiegen und liegt sogar gut 6% höher als vor der Pandemie 2019. Das zeigt eine neue Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der Arzneimittelverordnungsdaten aller gesetzlich Krankenversicherten. Infos auch unter www wido.de
Schneller in die Facharztpraxis
Gesetzlich Versicherte wünschen sich einen schnelleren Zugang zu Behandlungen in fachärztlichen Praxen, in der hausärztlichen Versorgung sind sie mehrheitlich zufrieden. Dies ist ein Ergebnis der repräsentativen GKV-Versichertenbefragung 2024, die im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes durchgeführt wurde. 25% der Patientinnen und Patienten warten demnach länger als 30 Tage auf einen Termin in der fachärztlichen Praxis, aber immerhin jeder Zweite kann innerhalb von zehn Tagen die Fachärztin oder den Facharzt sprechen. Zum Vergleich: In hausärztlichen Praxen wartet die Hälfte der Betroffenen nur einen Tag, 25% warten länger als drei Tage. Zudem geben im Fünfjahresvergleich 43% an, dass sich die Wartezeiten bei Fach- und Hausarztpraxen verschlechtert haben. 44% der Versicherten sind mit der telefonischen Erreichbarkeit der Arztpraxen unzufrieden und 27% bewerten die Öffnungszeiten der Praxen als ›zu kurz‹ oder ›viel zu kurz‹.
Zukunftspotenzial KI
Ein Drittel aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland nutzt bereits Künstliche Intelligenz (KI) in der Praxis. Zu diesem Ergebnis kommt eine neuere Studie des Netzwerks ›Gesundheitsstadt Berlin‹. Demnach schätzen fast zwei Drittel von 300 befragten Ärztinnen und Ärzten das Zukunftspotenzial von KI als hoch oder sehr hoch ein. Die größte Entlastung versprechen sich die Mediziner bei der Dokumentation, Abrechnung und Entscheidungsfindung. Allerdings besteht die Sorge, dass KI-Modelle sich nur unzureichend auf Daten aus Deutschland stützen könnten.
Online-spielende Jugendliche
Ob an der Konsole, am Handy oder PC – 85% der Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren spielen zumindest hin und wieder Video-, Computer- oder Onlinespiele. Im Schnitt verbringen sie damit 95 Minuten, also rund 1,5 Stunden täglich – unter der Woche rund 80 Minuten, am Wochenende mit 123 Minuten sogar im Schnitt etwa zwei Stunden pro Tag. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 600 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren in Deutschland befragt wurden. Der Anteil der Gamer sinkt mit dem Alter, die Spieldauer jedoch steigt. Auch zocken Jungen im Schnitt doppelt so lange wie Mädchen (121 Minuten pro Tag gegenüber 64 Minuten bei den Mädchen).
Alkoholsucht
Mehr als 1,4 Millionen Menschen in Deutschland sind aufgrund von Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Einer aktuellen Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) zufolge waren etwa 1.013.000 Männer und 418.000 Frauen alkoholabhängig. Besonders häufig betroffen waren Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Bei den 55 - bis 64-Jährigen wurde Alkoholsucht bei rund 293.000 Männern und 114.000 Frauen diagnostiziert. Auch zeigten sich regionale Unterschiede – so sei der Anteil alkoholkranker Menschen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen über ein Drittel höher als im Bundesschnitt. Dort wurden im Jahr 2023 jeweils etwa 2,6% und 2,3% der Bevölkerung wegen Alkoholsucht behandelt. Der Bundesschnitt beträgt knapp 1,7%. Am seltensten wurde Alkoholabhängigkeit in Hessen und Baden-Württemberg diagnostiziert.
Totgeburten
In Europa kommen immer weniger Kinder tot zur Welt. Ausnahmen sind Deutschland und Belgien, wo es seit mindestens 2010 einen deutlichen Aufwärtstrend gibt. Das zeigt eine neuere Analyse des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock. Demzufolge sinkt in den meisten europäischen Ländern die Rate kontinuierlich auf weniger als drei Totgeburten pro 1.000 Geburten. In Deutschland sind die Totgeburten jedoch von 2,8 im Jahr 2010 auf 3,7 im Jahr 2021 gestiegen; in Belgien wurde ein Anstieg von 4,6 auf 5,6 verzeichnet. In Spanien sank die Rate von 3,1 auf 2,7 und in Dänemark von 3,1 auf 2,9. Eine Erklärung für die Entwicklung der Totgeburtenrate haben die Forschenden noch nicht entdeckt. Bei der Suche nach Gründen kommen sie zu dem Ergebnis, dass das steigende Alter der Mütter und der sinkende Anteil von Mehrlingsgeburten nur einen kleinen Teil der beobachteten Trends erklären. Zumindest für Belgien könnte es laut Studie aber auch an einer Veränderung der späten Schwangerschaftsabbrüche liegen, da diese in Belgien nicht aus den Totgeburtenzahlen herausgerechnet werden konnten.
Stand Dezember 2024
Präventionsbericht
Rund 630,6 Mio. Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen 2023 in Aktivitäten zur Gesundheitsförderung in Lebenswelten, Betrieben und für einzelne Versicherte investiert. Damit haben die Gesamtausgaben der GKV für Gesundheitsförderung und Prävention nun wieder das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (rund 630,8 Mio. Euro) erreicht. Das geht aus dem aktuellen Präventionsbericht von GKV-Spitzenverband und Medizinischem Dienst Bund hervor.
Demnach wurden im Jahr 2023 durch betriebliche Gesundheitsförderung erneut deutlich mehr Beschäftigte (+ 11 %) bzw. Betriebe und Unternehmen (+ 12 %) erreicht als in 2022. Einen Zuwachs von 25 % mehr Teilnahmen (2023: 1 613 532, 2022: 1 295 193) verzeichneten die Kursangebote, die sich an einzelne Versicherte wenden und sich mit Bewegungsförderung, Stressbewältigung, Ernährung und Suchtmittelreduktion befassen.
Bei den gesundheitsförderlichen und primärpräventiven Maßnahmen etwa zur Ernährung und Bewegung oder zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Lebenswelten wie Kindertagesstätten, Schulen und Kommunen erhöhte sich die Anzahl der dokumentierten Aktivitäten leicht (2022: 4363, 2023: 4467), wobei die Anzahl der damit erreichten Lebenswelten und Menschen allerdings um 7 bzw. 8 % im Vergleich zu 2022 leicht zurückging.
Die Pflegekassen haben 2023 sowohl mehr Pflegeeinrichtungen über Gesundheitsförderungs- und Präventionsangebote informiert und beraten (2023: 3531, 2022: 2186) als auch mehr präventive Aktivitäten umgesetzt (2023: 2796, 2022: 2529). Mit den Präventionsangeboten wurden 24 % mehr pflegebedürftige Menschen erreicht als in 2022 (2023:125 633, 2022: 101 199). Entsprechend sind die Ausgaben für Prävention in Pflegeheimen gestiegen (2023: 20,1 Mio. Euro, 2022: 18,5 Mio. Euro). Damit wurde das Niveau der Vor-Corona-Zeit deutlich übertroffen.
Präventionsleistungen in stationären Pflegeeinrichtungen zielen darauf ab, die gesundheitliche Situation der Bewohnenden zu stärken und deren Lebensqualität positiv zu beeinflussen. Neben den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen sind auch die Arbeitsbedingungen und die Gesundheit der Pflegenden von Relevanz und in die Maßnahmen einzubeziehen.
Dr. Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Bund, betonte die zunehmende Bedeutung der Prävention im Falle von Pflegebedürftigkeit. »Das verstärkte Engagement der Pflegekassen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention bei pflegebedürftigen Menschen ist zu begrüßen und sollte mit Blick auf den demografischen Wandel zukünftig weiter ausgebaut werden.« Der Präventionsbericht ist als Download unter www.md-bund.de abrufbar.
Online-Terminvereinbarung
Die Anzahl derjenigen, die Untersuchungs- oder Vorsorge-Termine in der (fach-)ärztlichen Praxis online vereinbaren, ist deutlich gestiegen. Laut einer aktuellen repräsentativen Befragung unter 1007 Menschen ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hat jede und jeder Zweite schon mindestens einmal einen Arzttermin online vereinbart. Im Vorjahr waren es noch 36 % und im Jahr 2019 waren es erst 26 %. Demnach wird meist über Terminplattformen wie Doctolib, Jameda, Clickdoc oder Termed gebucht, die von 39 % schon einmal genutzt wurden. 33 % haben Termine über die Homepage der Praxis, ein Online- Formular oder per E-Mail gebucht. 22 % haben beide Varianten genutzt. Die Hälfte derjenigen, die online Termine buchen (48 %), tut dies immer oder häufig, 29 % gelegentlich und 21 % zumindest selten. Drei Viertel (73 %) wollen auf die Online- Terminvereinbarung nicht verzichten und 27 % suchen Praxen gezielt danach aus, ob sie eine Terminvereinbarung via Internet anbieten.
Früherkennung
Angebote zur Krebsfrüherkennung für gesetzlich Versicherte werden wieder mehr genutzt. Laut ›Früherkennungsmonitor 2024‹ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) gilt das jedoch nicht für Gebärmutterhalskrebs- und Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen. Demgegenüber seien die Teilnahmeraten bei der Darmkrebsvorsorge 2023 um 14,8 % gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 (Vor-Corona-Jahr) gestiegen. An Mammographie-Screenings nahmen 5,1 % mehr Versicherte als im Vergleichsjahr teil, bei Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs betrug die Zunahme 4,7 %. Auch die jüngsten Daten des Früherkennungsmonitors für das erste Quartal 2024 bestätigten das insgesamt positive Bild. Bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs gingen die Teilnahmeraten 2023 jedoch um 3,2 % im Vergleich zu 2019 zurück, beim Hautkrebs-Screening um 2,8 %. Als Gründe für die mangelnde Inanspruchnahme des Hautkrebs- Screenings werden Unkenntnis und lange Wartezeiten vermutet. Details unter www.wido.de.
Webportal Gesundheitsberichterstattung
Ausführliche Informationen zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung in Deutschland bietet das neue Webportal der Gesundheitsberichterstattung des Robert-Koch-Institutes www.gbe.rki.de. Im Fokus stehen Kennzahlen (Indikatoren), ergänzt durch Publikationen. Schwerpunkt sind nichtübertragbare Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Krebs und psychische Störungen. Daneben werden Einflussfaktoren auf die Gesundheit sowie Rahmenbedingungen und die Versorgung betrachtet.
Stand September 2024
Neuer Vorstandsvorsitzender beim Medizinischen Dienst Nord
Helge Neuwerk ist ab 1. Oktober 2024 neuer Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Nord. Nach seiner Ausbildung bei der Hamburg-Münchner Ersatzkasse zu Beginn der 1990er Jahre studierte der gebürtige Hamburger Betriebswirtschaft in Brandenburg. Als Referent für Grundsatzfragen des Leistungsrechts bei der BKK des Bundesverkehrsministeriums hatte er anschließend immer wieder Berührungspunkte zu den Medizinischen Diensten. Nach mehrjähriger Vorstandstätigkeit für die SECURVITA Krankenkasse war der 54-Jährige zuletzt 13 Jahre lang als Bereichsleiter Service und stellvertretender Vorstand bei der BKK VBU (jetzt mkk-meine-krankenkasse) in Berlin tätig.
Neue Leiterin des KC Onkologie
Dr. Barbara Zimmer ist neue Leiterin des Kompetenz-Centrums Onkologie (KCO). Das KCO ist eine gemeinsame Einrichtung der Gemeinschaft der Medizinischen Dienste und beim Medizinischen Dienst Nordrhein angesiedelt. Es unterstützt die gesetzlichen Krankenkassen und ihre Verbände bei Fragen zur Versorgung von onkologisch erkrankten Patientinnen und Patienten, und es berät den GKV-Spitzenverband in der Gremienarbeit auf Bundesebene. Dr. Barbara Zimmer trat am 1. September 2024 die Nachfolge von Professor Dr. Axel Heyll an, der sich nach 24 Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat. Als langjährige stellvertretende KCO-Leiterin bringt die Fachärztin für Internistische Hämatologie und Onkologie, die zudem die Master-Studiengänge Public Health mit Schwerpunkt Gesundheitsmanagement (MPH) und Medizinethik (MA) abgeschlossen hat, umfassende Erfahrungen und großes Fachwissen zu onkologischen Fragestellungen und zur Sozialmedizin mit. Ihre Schwerpunkte liegen in der Bewertung von onkologischen Arzneimitteln, Neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, bei Fragen zur Qualitätssicherung und in der Weiterentwicklung der onkologischen Versorgung.
Fortbildungsprogramm für die Medizinischen Dienste
Der Medizinische Dienst Bund hat die neue bundesweite Fortbildungsbroschüre 2025 veröffentlicht. Hier können die Mitarbeitenden der Medizinischen Dienste aus einem breiten Angebot an Fach- und Spezialseminaren zu aktuellen Themen der ärztlichen und pflegefachlichen Begutachtung und Beratung auswählen. Ergänzend gibt es auch Angebote, die die Mitarbeitenden in ihrer Rolle als Kommunikationsexpertinnen und -experten stärken. Die Veranstaltungen finden als Onlineseminare, in Präsenz oder als Kombination aus beidem statt.
IGeL Podcast
›Apps auf Rezept – Digitale Gesundheitsanwendungen‹ ist das Thema eines IGeL-Podcasts mit Sabine Wolter, Referentin für Gesundheit, Gesundheitsrecht und den Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW. Seit dem Jahr 2020 können Ärztinnen und Ärzte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verordnen. Die sogenannten Apps auf Rezept werden z.B. auf dem Smartphone oder Tablet heruntergeladen und sollen Menschen bei Therapien, bei der Überwachung, Behandlung oder Linderung von Erkrankungen unterstützen. Im Podcast fragen wir, welche Apps verschrieben werden, bei welchen Krankheiten sie zum Einsatz kommen und wie Patientinnen und Patienten davon profitieren können. Reinhören lohnt sich unter www.igel-monitor.de und auf allen relevanten Podcast-Plattformen.
Digitalisierung kommt an
Die überwiegende Mehrheit der Menschen hierzulande begrüßt die Digitalisierung im Gesundheitssystem, so das Ergebnis einer Umfrage unter 1140 Personen in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demzufolge halten 89% die Digitalisierung im Gesundheitswesen grundsätzlich für richtig, 71% wünschen sich dabei noch mehr Tempo. 83% erleben zudem, dass ihre Ärztinnen und Ärzte dem Thema Digitalisierung insgesamt aufgeschlossen gegenüberstehen. Gleichwohl gibt es auch Sorgen: Fast jede und jeder Zweite (48%) fühlt sich von der Digitalisierung im Gesundheitswesen auch überfordert. 53% der über 50-Jährigen und 42% der 16- bis 49-Jährigen haben solche Gefühle.
Kids im Krankenhaus
Immer häufiger werden Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren wegen psychischer Probleme im Krankenhaus behandelt. Gut 81 000 der rund 435 900 Krankenhauspatientinnen und -patienten im Alter zwischen 10 und 17 Jahren wurden im Jahr 2022 aufgrund von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen stationär behandelt. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) entspricht dies 19 % aller Klinikfälle in dieser Altersgruppe. Dabei werden Mädchen mit dieser Diagnose häufiger im Krankenhaus behandelt (24 %) als Jungen (13 %). Nach Verletzungen und Vergiftungen stellten psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen die zweithäufigste Ursache für stationäre Behandlungen von Kindern und Jugendlichen dar.
Mehr Suizide
Rund 10.300 Menschen starben im Jahr 2023 durch Suizid. Das waren 1,8% mehr Fälle als im Vorjahr und 3,1% weniger als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist die Verteilung zwischen Männern (73%) und Frauen (27%) dabei relativ konstant geblieben. Der Anstieg der Suizide im vergangenen Jahr sei insbesondere auf eine Zunahme bei den Frauen zurückzuführen (+8%), während es bei den Männern einen leichten Rückgang gab (-0,3%). An den Todesursachen insgesamt machten Suizide ähnlich wie in den Vorjahren einen Anteil von 1% aus. Knapp die Hälfte der Menschen, die im Jahr 2023 Suizid begingen, war 65 Jahre oder älter (46%), jede achte Person war mindestens 85 Jahre alt (12%). Gleichzeitig war jede 21.Person, die durch Suizid starb, jünger als 25 Jahre. Auch wenn die Zahl der Fälle in den jüngeren Altersgruppen geringer ist, so ist die suizidbedingte Sterblichkeit gerade bei jungen Menschen besonders hoch. Bei den 10- bis unter 25-Jährigen war Suizid im Jahr 2023 die häufigste Todesursache, vor Verkehrsunfällen und Krebs. 18% aller Todesfälle in diesem Alter waren Suizide. Zum Vergleich: In der Altersgruppe 85+ machten die Suizide 0,3% aller Todesursachen aus.
Mehr Patientenrechte
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, hat erneut eine Novellierung des 2013 in Kraft getretenen Patientenrechtegesetzes gefordert. Um die Rechte von Patientinnen und Patienten zu stärken, gebe es an vielen Stellen Handlungsbedarf. Beispielsweise müsse bei Behandlungsfehlern die Beweislast für Patientinnen und Patienten erleichtert werden. Schwartze fordert bessere Einsichtsrechte für Patienten und plädiert für die Einführung eines Registers der ›schlimmsten Ausnahmefälle‹. Gemeint sind Fehler, die in Krankenhäusern niemals vorkommen dürften. Damit teilt der Patientenbeauftragte die Forderung des Medizinischen Dienstes nach einer ›Never Event-Liste‹, in der diejenigen Fehler erfasst werden, die schwerwiegende Folgen für die Patientinnen und Patienten haben, aber einfach zu vermeiden wären. Die Stärkung der Patientenrechte wurde bereits Ende 2021 im Koalitionsvertrag festgeschrieben, doch bis heute ist wenig geschehen.
Eher in die Rente?
Ein Drittel der Erwerbstätigen ab 50 Jahren würde gern vor dem gesetzlichen Rentenalter aus dem Beruf aussteigen. Laut TK-Gesundheitsreport 2024 ›Fachkräftemangel: Was hält die Generation 50+ im Job?‹ wünschen sich 44% der Beschäftigten über 50 Jahren, die Angehörige pflegen, früher in den Ruhestand zu gehen. Bei jenen ohne Pflegeverantwortung im häuslichen Umfeld sind es 29,5%. Für den Report hatte das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) mehr als 1000 Erwerbstätige ab 50 Jahren befragt. Infos unter www.tk.de
Stand Mai 2024
Mit der Pflegebegutachtung zufrieden
Die überwiegende Mehrheit, nämlich 86,5% der pflegebedürftigen Menschen, ist mit der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst zufrieden. Das ist das Ergebnis der bundesweiten Versichertenbefragung, die eine externe wissenschaftliche Stelle im Auftrag des Medizinischen Dienstes durchgeführt hat. Bei der Auswertung von insgesamt etwa 25000 Fragebögen aus dem Jahr 2023 waren knapp 90% der Befragten zufrieden mit der Gesprächsführung der Gutachterinnen und Gutachter in der Begutachtungssituation. Sie bewerteten die Mitarbeitenden als vertrauenswürdig, kompetent, einfühlsam und respektvoll im Umgang. Die repräsentative Befragung bestätigt, dass die Abläufe der Pflegebegutachtung aus Sicht der Versicherten gut organisiert sind. Besonders wichtig sind den Versicherten die Kompetenz der Gutachterinnen und Gutachter und genügend Zeit, um auf die individuelle Pflegesituation eingehen zu können. Infos auch unter www.md-bund.de und medizinischerdienst.de
Neue Aufgabe beim IQWiG
Dr. Michaela Eikermann übernimmt ab 1. Juni 2024 die stellvertretende Leitung des unabhängigen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die 51-Jährige hat seit 2015 beim Medizinischen Dienst Bund den Bereich Evidenzbasierte Medizin geleitet und in dieser Funktion wesentliche Konzepte und Projekte zur Evidenzbasierten Medizin entwickelt und auf den Weg gebracht. So hat sie unter anderem den IGeL-Monitor, der evidenzbasierte Bewertungen zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) veröffentlicht, verantwortet. So sehr der Medizinische Dienst Bund ihr Ausscheiden bedauert, so sehr wird sie ihre beim Medizinischen Dienst Bund erworbene Expertise in die neuen Aufgaben beim IQWiG einbringen können.
Hilfsmittelverzeichnis: 17 000 neue Aufnahmen
Rund 44 000 Produkte umfasst das Hilfs- und Pflegehilfsmittelverzeichnis (HMV) des GKV-Spitzenverbandes, das den gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen Orientierung bei der Bewilligung von Hilfsmitteln und Pflegehilfsmitteln ermöglicht. Das HMV listet alle geprüften Hilfsmittel auf und ordnet sie bestimmten Produktgruppen zu, die anlass- und turnusmäßig fortgeschrieben werden. In den vergangenen fünf Jahren wurden 17 703 neue Produkte aufgenommen, 42 Produktgruppen fortgeschrieben und 9 170 Produkteinträge aktualisiert. Der aktuelle siebte Fortschreibungsbericht bezieht sich auf den Zeitraum von März 2023 bis Februar 2024. In dieser Zeit wurden unter anderem folgende Produkte beschleunigt in das Hilfsmittelverzeichnis aufgenommen: Vorlesesysteme für erblindete oder stark seheingeschränkte Menschen, die damit Informationen zu Grafiken abrufen können, orthopädische Roller mit drei Rädern, aber auch funkbasierte, drahtlose Pflegehilfsmittel zur Kommunikation, mit deren Hilfe Pflegebedürftige, die sich nicht verbal bemerkbar machen können, Hilfe rufen können.
Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet
Der Bundestag hat am 12. April 2024 das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet. Das Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG) soll es einfacher machen für transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen, ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister und ihre Vornamen ändern zu lassen. Hierzu soll künftig eine Erklärung gegenüber dem Standesamt erfolgen können. Nach einer Frist soll eine erneute Änderung möglich sein. Eine gerichtliche Entscheidung und Sachverständigengutachten sind in Zukunft nicht mehr erforderlich. Die Änderungen sollen in allen wichtigen Dokumenten übernommen werden. Die Betroffenen haben das Recht, ihre Daten entsprechend ändern und das Dokument, etwa die Gesundheitskarte, neu ausstellen zu lassen.
Weniger Herzerkrankungen, mehr Diabetes
Herzerkrankungen nehmen in Deutschland seit Jahren stetig ab. Das bestätigt die aktuelle Datenauswertung für den Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Demnach sank der Anteil der Menschen ab 30 Jahren mit einer koronaren Herzerkrankung (KHK) von 2017 bis 2022 um knapp 8%. Während 2017 noch 4,85 Millionen der ab 30 -Jährigen von einer koronaren Herzkrankheit betroffen waren, ist die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2022 um etwa 108000 Personen auf 4,74 Millionen zurück gegangen. Gleichzeitig nahmen die Erkrankungen Diabetes mellitus Typ 2 und Bluthochdruck, die Risikofaktoren für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit darstellen, zu: So ist der Anteil der Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 an der Gesamtbevölkerung von 10,9% im Jahr 2017 auf 11,1% im Jahr 2022 gestiegen (+1,9%). Auch beim Bluthochdruck ist ein Anstieg zu verzeichnen: Hier wuchs der Anteil der betroffenen Menschen an der Gesamtbevölkerung von 29,5% im Jahr 2017 auf 30% im Jahr 2022. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Sport und Rauchverzicht sind wesentliche Präventionsmaß nahmen, um koronarer Herzerkrankung, Diabetes mellitus Typ 2 und Hypertonie vorzubeugen. Der Gesundheitsatlas Deutschland macht die aktuellen Entwicklungen für insgesamt 24 Erkrankungen bis auf Landkreis -Ebene transparent. Infos auch unter www.wido.de.
DAK-Pflegereport
Die Situation der beruflichen Pflege in Deutschland wird sich mit dem Ausscheiden der Baby -Boomer-Generation massiv verschärfen, prognostiziert der Pflegereport der DAK Gesundheit. Demnach gab es 2023 mehr als 1 140300 professionell Pflegende in Deutschland. Mehr als 249500 von ihnen (21,9%) erreichen in den nächsten zehn Jahren das Renteneintrittsalter. In jedem Bun desland muss dann im Schnitt rund ein Fünftel des Personals ersetzt werden – der Bedarf variiert zwischen 19,7% in Sachsen und 26,5% in Bremen. Der tatsächliche Bedarf dürfte angesichts einer steigenden Anzahl pflegebedürftiger Menschen weitaus größer sein. In den nächsten 25 Jahren werden rund 2,3 Millionen Menschen mehr als heute auf pflegerische Unterstützung angewiesen sein werden, vermutet Studienleiter Prof. Dr. Thomas Klie vom Institut AGP Sozialforschung, der die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die pflegerische Versorgung untersucht hat. Infos unter www.dak-gesundheit.de.
Überarbeitete Richtlinie zu Cannabinoiden
Der Medizinische Dienst Bund hat die Richtlinie ›Begutachtungsanleitung Sozialmedizinische Begutachtung von Cannabinoiden nach §31 Absatz 6 SGB V‹ überarbeitet. Sie wurde am 18. September 2023 vom Medizinischen Dienst Bund erlassen, am 2. April 2024 vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) genehmigt und ist am 26. April 2024 in Kraft getreten. Die Überarbeitung der Richtlinie war insbesondere aufgrund der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (BSG) vom 10. November 2022 notwendig geworden. Darin hatte das BSG den für die Begutachtung bei Cannabinoid-Verordnungen wichtigen Begriff der ›schwerwiegenden Erkrankung‹ näher konkretisiert und klargestellt, dass von einer schwerwiegenden Erkrankung auszugehen ist, wenn diese die Lebensqualität auf Dauer (mindestens sechs Monate) nachhaltig beeinträchtigt. Für die Beurteilung der Lebensqualität sei weniger auf die ärztlich festgestellte Diagnose, als vielmehr auf die Auswirkungen der Erkrankung auf die Aktivitäten und die Teilhabe abzustellen. Entsprechend sieht die Begutachtungsanleitung vor, die durch die Erkrankung hervorgerufenen Funktionsstörungen und -verluste sowie Schmerzen, Schwäche und den Hilfebedarf bei den Verrichtungen des täglichen Lebens, welche die Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigen, als Kriterien für das Vorliegen einer schwerwiegenden Erkrankung heranzuziehen. Zudem wurde die Begutachtungsanleitung an den aktuellen Stand der Arzneimittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses und an das Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln angepasst. Details zur überarbeiteten Richtlinie unter www.md-bund.de.
Zum Tod von Herbert Rebscher
Professor Dr.h.c. Herbert Rebscher ist am 23. März 2024 im Alter von 69 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Der renommierte Gesundheitsökonom war von 2005 bis Ende 2016 Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit und leitete seit 2017 den wissenschaftlichen Beirat der bundesweit drittgrößten Krankenkasse. Zuvor war er von 1996 bis 2004 Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VdAK). Von 1987 bis 1992 war Rebscher als stellvertretender Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) und dann bis 2004 als Vorstand des MDS tätig. hat maßgeblich daran mitgewirkt, Rolle und Aufgaben der Medizinischen Dienste als Beratungs- und Begutachtungsinstitution für die Kranken- und Pflegeversicherung auszubauen. Durch seine konzeptionellen Anstöße und sein Engagement hat er erheblich zur positiven Entwicklung der Medizinischen Dienste beigetragen.