Jede Hilfe ist willkommen

Von Claudia Füßler Lesezeit 2 Minuten
Auf einem Lastenhebegerät (genannt Ameise) steht ein Koffer mit Urlaubsaccessoires.

Fachkräfte mit Migrationshintergrund leisten einen essenziellen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Deutschland. Zahlreiche Institutionen und Interessenverbände machen sich daher stark für Vielfalt in Gesundheit und Pflege.

Ganz gleich ob Alten- oder Krankenpflege, Rettungsdienst oder Physiotherapie, Chirurgie oder Onkologie – zugewanderte Menschen sind in allen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens tätig. Ohne sie stünde das deutsche Gesundheitssystem vor einem Kollaps. Bereits jetzt ist jede beziehungsweise jeder sechste Erwerbstätige in den Gesundheits- und Pflegeberufen im Ausland geboren. Mehr als ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte hat einen Migrationshintergrund. Tendenz: deutlich steigend.

2022 gab es der Bundesagentur für Arbeit zufolge rund 1,68 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Pflegeberufen. Darunter waren insgesamt 244000 ausländische Pflegekräfte. Ihr Anteil hat sich von 8% im Jahr 2017 auf 14% in 2022 nahezu verdoppelt. Zum Glück. Denn während die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung steigt, fehlen immer mehr Arbeitskräfte für die Pflege.

»Jede und jeder, der hilft, diesen Mangel zu beheben, ist willkommen«, sagt Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats. Menschen mit Migrationshintergrund erhöhen die kulturelle und sprachliche Vielfalt im Gesundheitswesen. Zudem bringen sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit. »Dies verbessert die Qualität der Patientenversorgung, auch in der kultursensiblen Betreuung«, sagt Vogler.

Eine klare Haltung leben Angesichts der zunehmenden Debatte um Diskriminierung und Rassismus auch im Gesundheitswesen verweist Vogler auf den Ethikkodex des ICN – International Council of Nurses. Das seien die Grundpfeiler des Berufsverständnisses der Profession Pflege. »Gefordert sind wir hier jedoch als gesamte Gesellschaft. Diese Prinzipien müssen von uns allen jederzeit und überall in Deutschland gelebt und umgesetzt werden«, sagt Vogler.

Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienst e.V. (DGF) weist darauf hin, dass eine diverse Mitarbeiterstruktur hilft, die verschiedenen Bedürfnisse und Hintergründe der Patientinnen und Patienten besser verstehen und darauf eingehen zu können. Um Diskriminierung und Rassismus in Gesundheits- und Pflegeberufen entgegenzuwirken, bedürfe es eines ganzheitlichen Ansatzes. Dazu gehörten Maßnahmen wie diversitätsfördernde Einstellungspraktiken und regelmäßige Schulungen zur Bedeutung von kultureller Sensibilität, Diversität und Anti-Rassismus. »Institutionen sollten klare Richtlinien und Verfahren zur Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus implementieren«, so die DGF.

Auch der Medizinische Dienst tritt für eine weltoffene und freie Gesellschaft ein und steht daher uneingeschränkt zu den Prinzipien der Toleranz, Chancengleichheit, Vielfalt und Inklusion.

Ein Baustein von vielen

Während sich viele Institutionen für eine Vielfalt im Gesundheitswesen stark machen, wirbt die Bundesagentur für Arbeit (BA) gezielt Pflegekräfte aus dem außereuropäischen Ausland an. Gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat sie 2013 das Programm Triple Win aufgelegt. Bisher haben darüber mehr als 5100 ausländische Pflegekräfte eine Beschäftigung in Deutschland aufgenommen, allein 2023 waren es 834. »Triple Win ist damit ein Baustein von vielen und vertritt nicht den Anspruch, den Fachkräftemangel im Gesundheitssystem allein zu beheben«, so die BA. Eine Abwanderung benötigter Fachkräfte aus den Partnerländern solle durch die Rekrutierungsaktivitäten jedoch unbedingt vermieden werden. Diese fänden nur statt, wenn sie vom jeweiligen Partnerland gewollt sind, um den eigenen Arbeitsmarkt zu entlasten.

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