Studien zeigen: Gesichter mit Akne wirken auf Betrachtende weniger attraktiv, vertrauenswürdig und erfolgreich. Besonders Frauen mit Hautveränderungen um Mund, Kinn und Kiefer sind von diesen Vorurteilen betroffen.
»Selbst mit viel Make-up habe ich mich selten wohl gefühlt. Man ist ständig gehemmt, und Außenstehende verstehen die Verzweiflung und das permanente Unwohlsein oft nicht«, so die 19-jährige Marie, die ihre zystische Akne professionell behandeln lässt.
Vor dreißig Jahren litten 156,7 Millionen Menschen an der weltweit häufigsten Hauterkrankung. Heute sind es etwa rund 231,2 Millionen – mit unterschiedlich starken Ausprägungen. Etwa die Hälfte aller Jugendlichen in Deutschland hat Akne, ein Drittel davon in schwerer Form. Veränderte Ernährung, Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und Chemikalien in Kosmetika fördern den Zuwachs an Aknefällen. Akne wird oft und fälschlich mit mangelnder Hygiene oder ungesunden Lebensgewohnheiten in Verbindung gebracht, meist ist die Erkrankung jedoch hormonell oder genetisch bedingt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer – 22,46 % gegenüber 16,31 %, wie neuere internationale Studien belegen.
Mehr als ein Schönheitsmakel
In vielen Kulturen symbolisiert reine, makellose Haut Jugendlichkeit, Vitalität, Erfolg und gilt als Schönheitsideal. Das äußere Erscheinungsbild ist zudem für viele Menschen ein wesentlicher Teil ihrer Identität. Medial verbreitete und allgegenwärtige Schönheitsnormen prägen unsere Wahrnehmung. Das Gesicht spielt dabei eine Schlüsselrolle: Es ist Kommunikationsfläche und Spiegelbild der eigenen Persönlichkeit. Menschen mit Akne leiden oft unter psychischem Stress, Angst, Ausgrenzung – im schlimmsten Fall unter Depressionen. Um Akne zu entstigmatisieren, teilen Betroffene wie Marie auf Social-Media-Plattformen ihre Erfahrungen und präsentieren vor allem unbearbeitete Fotos: »Sich so zeigen, wie man wirklich aussieht, hilft, den eigenen negativen Umgang mit Pickeln, Pusteln und Narben zu durchbrechen. Gleichzeitig wollen wir erreichen, dass unreine Haut nicht automatisch hässliche Adjektive in den Köpfen der Betrachter auslöst.«
Ins Gesicht geblickt
Aktuelle Studien zu Blickmustern auf Gesichtern mit und ohne Akne lassen vermuten, dass Frauen mit Akne häufiger auf soziale Probleme stoßen könnten als Männer und Jugendliche mit der gleichen Hauterkrankung. Einer Analyse aus Polen zufolge bewerteten 245 Erwachsene Akne-Gesichter generell als weniger attraktiv. Auffälligstes Ergebnis: Frauengesichter mit Akne wirkten auf die Teilnehmenden weniger positiv als makellose Gesichter ohne Lächeln. Zudem wurden Bilder, die eine großflächige Akne zeigten, positiver eingeschätzt als Abbildungen von Frauen mit Akne im Kiefer-, Mund- und Kinnbereich (U-Zone). Sie erhielten die niedrigsten Attraktivitätswerte.
Dr. Marek Jankowski, Studienautor und Professor für Dermatologie an der Nicolaus Copernicus University in Toruń (Polen), betont, dass Läsionen in der U-Zone bei Frauen besonders negativ wahrgenommen werden. Frauen mit Akne in diesem Bereich sind daher von persönlichen und beruflichen Nachteilen stärker betroffen. So könnten Bewerbungsgespräche oder die Kommunikation im beruflichen Umfeld erschwert sein.
Künftig sollten Akne-Behandlungen diese Wahrnehmungshierarchien stärker berücksichtigen und die U-Zone in den Fokus rücken. Bisher zählte vor allem die Anzahl der Läsionen, unabhängig von ihrer Verteilung im Gesicht.