Auf den Zahn gefühlt: Präventionsprojekt in strukturschwachen Stadtteilen

Von Miriam Mirza Lesezeit 2 Minuten
Eine alte Pflaster-Dose mit Preisschild über 21,48 [Euro] für den Anteil Gesundheitspflege von 3,82 % an 563 Euro Bürgergeld

Wer sozial benachteiligt ist, hat oft schlechtere Zähne und mehr Zahnverluste – das zeigt sich sogar schon bei Kindern. In Krefeld sorgen Zahnärztinnen und Zahnärzte für Aufklärungsarbeit in strukturschwachen Stadtteilen.

»Leider beobachten wir einen Zusammenhang zwischen Kinderarmut, schlechter Mundhygiene und Karies. Kinder aus sozial schwächeren Bezirken weisen deutlich häufiger kariöse Läsionen sowie starke Beläge auf den Zähnen auf«, sagt David Nowak, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Gesundheit der Stadt Krefeld.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft mangelt es neben den finanziellen Möglichkeiten auch an Informationen und Wissen, auch halten sich mitunter immer noch hartnäckig überkommene Mythen, etwa dass die Milchzähne nicht wichtig seien und daher nicht so gepflegt werden müssten, berichtet Nowak. »Die Kariesbakterien von kariösen Milchzähnen wirken sich aber direkt negativ auf die bleibenden Zähne aus. Zudem nehmen die Milchzähne eine wichtige Funktion als Platzhalter beim Zahnwechsel ein.« Kinder, die schon früh Zahnschmerzen erlebt haben, scheuen außerdem oft den Gang in die Zahnarztpraxis. Und auch Ängste der Eltern vor dem Zahnarztbesuch übertragen sich häufig auf die Kinder. Nicht zuletzt muss das tägliche Zähneputzen zu Hause eingeübt werden, damit sich eine ausreichende Mundhygiene richtig etabliert.

Nıedrigschwellige Angebote

Wie anderswo auch werden in den Krefelder Kindergärten und Schulen zwar zahnärztliche Reihenuntersuchungen durchgeführt, doch diese Angebote reichen nicht aus. »In der Schule haben die Kinder viele andere Dinge im Kopf und sehen die Aufklärung teilweise als Pflichtprogramm an«, so Nowak. Darum schickt die Stadt im Rahmen eines 2023 gestarteten Modellprojektes Zahnärztinnen und Zahnärzte einmal in der Woche auf Spielplätze in strukturschwachen Stadtteilen, um Kinder und Eltern in entspannter Atmosphäre und auf spielerische Art und Weise aufzuklären. »Wir können auf die Fragen der Kinder eins zu eins eingehen. Das Wissen aus Schule und Kita wird noch einmal verstärkt und zusätzlich erklärt, und die Kinder können alles noch einmal praktisch anhand von Modellen, Fotos und Plüschtieren erkunden und erlernen«, erklärt Nowak. Dabei sind alle Gespräche anonym und nicht mit bürokratischen Hürden verbunden.

Weiterer Pluspunkt: Das niedrigschwellige Angebot senkt die Scheu vieler Eltern, Fragen zu stellen. Sprachbarrieren, eigene Ängste oder die Sorge vor Kosten stellen oft hohe Hürden dar. Um den ersten Kontakt zu erleichtern, wird in Kindergärten und auf den Spielplätzen ein Informationsblatt in acht Sprachen verteilt. Künftig soll das Projekt auf zwölf Stadtteile erweitert und einmal in der Woche von den Zahnmedizinerinnen und -medizinern besucht werden.

Positive Resonanz

Das Konzept der Krefelder stößt auf gute Resonanz: »Die Eltern, die wir bislang kennenlernen durften, waren sehr dankbar für das Angebot und haben mit großer Freude beobachtet, wie viel Interesse die Kinder nun am Erlernen des richtigen Zähneputzens zeigen und wie neugierig sie sind, zu sehen, was beim Zahnwechsel passiert und wie und warum eine Karies entsteht. Über das ausgeteilte Zahnputzset freuen sich sowohl die Kinder als auch die Eltern«, so Nowak.

Die Stadt Krefeld will das Thema Prävention stärker in den Blick nehmen. Daher will die Kommune insbesondere in Bezirken mit starken sozialen Benachteiligungen mehr Ressourcen aufbringen, um die Lebenssituation der Menschen vor Ort zu verbessern, und stellt einen Etat in Höhe von 250.000 Euro zur Verfügung. Daraus wird auch das Projekt finanziert.

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