Einsamkeit fühlt sich für jeden Menschen anders an. Ebenso vielfältig sind die zahlreichen Initiativen gegen die Einsamkeit, die es bundesweit gibt.
Ein Patentrezept gegen Einsamkeit gibt es nicht, wohl aber eine Fülle von Ansätzen. Manche dieser Angebote und Initiativen richten sich an Menschen, die sich bereits einsam fühlen, andere setzen auf Vorbeugung. Es gibt Angebote für unterschiedliche Altersgruppen und Lebenssituationen, Interessen und Vorlieben. Wie vielfältig diese Wege aus der Einsamkeit sind, zeigen die folgenden Beispiele.
Anknüpfungspunkte finden
Im Kompetenznetz Einsamkeit arbeiten engagierte Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft und Politik gemeinsam daran, das Phänomen Einsamkeit besser zu verstehen und Lösungen dagegen zu entwickeln. Ein Ansatz dazu ist die Angebotslandkarte (kompetenznetz- einsamkeit.de/angebotslandkarte). Sie ermöglicht eine gezielte Online-Suche nach Angeboten und Orten, um mit anderen Menschen Gespräch und Gemeinschaft zu erleben.
Mehrgenerationenhäuser sollen mit vielfältigen Angeboten für mehr Teilhabe sorgen und Menschen, Generationen und Kulturen zusammenbringen. Eine Untersuchung ergab 2022: Jeder Zweite, der sich ehrenamtlich in einem Mehrgenerationenhaus engagiert, fühlt sich dadurch weniger einsam. Das Bundesfamilienministerium fördert derzeit bundesweit rund 530 Mehrgenerationenhäuser. Auf der Internetseite mehrgenerationenhaeuser.de kann man nach einem Angebot in seiner Nähe suchen.
Gemeinsam etwas unternehmen
Spazieren gehen und dabei zwanglos mit anderen Frauen ins Gespräch kommen – das ist der Grundgedanke der Initiative girlstalkingwalking.com. Seit Anfang 2024 organisieren zwei Frauen in Köln jeden Monat zwei Spaziergänge ausschließlich für Frauen, seit September auch welche nur für Männer. Inzwischen gibt es Ableger unter anderem in München, Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf.
Auch mithilfe unterschiedlicher Apps lassen sich Gleichgesinnte für gemeinsame Unternehmungen finden. Meist gibt es ein kostenloses Basisangebot, Zusatzfunktionen können gegen Gebühr hinzugebucht werden. Beispiele dafür sind etwa meet5.de, spontacts.de oder gemeinsamerleben.com; time-left.de vermittelt Partner zum gemeinsamen Essengehen.
Sportlich unterwegs
Sportkurse und -vereine bieten eine gute Gelegenheit, mit anderen Sportbegeisterten in Kontakt zu kommen. Die Bewegungslandkarte des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ermöglicht eine bundesweite Suche nach Sport- und Bewegungsangeboten (bewegungslandkarte.de). Im Projekt ›Verein(t) gegen Einsamkeit‹ hat der DOSB Vereine für das Thema sensibilisiert.
Eine Spazierfahrt per Rikscha ist für Menschen, die allein nicht (mehr) mobil sein können, nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch ein Weg aus der Isolation. Die Initiative ›Radeln ohne Alter‹ macht das möglich: An vielen Standorten bundesweit stehen Gefährte für Ausfahrten bereit, eine Übersicht ist online unter radelnohnealter.de zu finden.
Ein Schwätzchen in Ehren In England wurde 2018 die Idee der Plauderbank (›chat bench‹) geboren: eine simple Parkbank, versehen mit einem Schildchen, dass der, der darauf sitzt, gesprächsbereit ist. Plauderbänke stehen inzwischen auch in Amerika und Europa, in Deutschland zum Beispiel in Oldenburg (plauderbank.de). In Hamburg gibt es seit einigen Jahren im U-Bahnhof Emilienstraße einen von Ehrenamtlichen betriebenen Zuhör-Kiosk (zuhör-kiosk.de), im Stadtteil Eimsbüttel laden ›Gesellige Bänke‹ per Schild zum Sich-Dazusetzen ein. In Düsseldorf schafft eine ehrenamtliche Bürgerinitiative mit ihrem Projekt ›Zuhören.Draußen‹ (zuhoeren-draussen.de) unter anderem mit Zuhörbänken Gelegenheiten, ins Gespräch zu kommen – inzwischen auch in Bonn, Ratingen, Ingolstadt und Dinslaken.
Im Alter nicht allein
In Berlin und inzwischen auch bundesweit setzt sich der Verein ›Silbernetz e. V.‹ (silbernetz.org) ehrenamtlich gegen die Vereinsamung im Alter ein. Das Silbertelefon des Vereins ist eine kostenlose Hotline für ältere Menschen, die einfach einmal mit jemandem reden möchten. Aus einem solchen Anruf kann eine Silbernetz- Freundschaft entstehen: ein regelmäßiger telefonischer Austausch eines älteren Menschen und einer festen ehrenamtlichen Bezugsperson. Außerdem informiert der Verein auch über Basisangebote der Altenhilfe in Ländern und Kommunen.
Um regelmäßigen Austausch geht es auch dem Verein ›Freunde alter Menschen‹ (famev.de): Die Organisation vermittelt Besuchspartnerschaften zwischen Freiwilligen und einsamen Menschen über 75 Jahren. Die Wurzeln dieses Angebot liegen in Frankreich, wo Armand Marquiset sich im Paris der Nachkriegsjahre zunächst um mittellose Kriegswitwen kümmerte. Seit 1991 sind die ›Freunde alter Menschen‹ in Deutschland aktiv, derzeit in Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt und München.
Hilfe in Ausnahmesituationen
Einsamkeit kann auch darin bestehen, dass man mit niemandem über seine Probleme sprechen kann. Hier gibt es unterschiedliche Angebote – für Kinder und junge Erwachsene bis 25 Jahren zum Beispiel den Krisenchat (krisenchat.de). Das bundesweite Hilfsangebot ist jeden Tag rund um die Uhr erreichbar. Per Whatsapp oder SMS stehen ehrenamtliche Krisenhelfer als Ansprechpartner zur Verfügung. Auch die ›Nummer gegen Kummer‹ stellt sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Eltern und andere Erziehungspersonen ein schnell erreichbares, anonymes Gesprächs- und Beratungsangebot bereit. Dachorganisation ist der Verein ›Nummer gegen Kummer‹ (nummergegenkummer.de). Auch bei der Telefonseelsorge findet man in Krisenfällen ein offenes Ohr (telefonseelsorge.de).
Pflegende Angehörige sind häufig von Einsamkeit betroffen. Das trifft insbesondere auf pflegende Kinder und Jugendliche zu. Neben dem Mangel an Freizeit führt manchmal die Scham über die familiäre Situation dazu, dass es an sozialen Kontakten mangelt. Die Internetseite pausentaste.de, herausgegeben vom Bundesfamilienministerium, listet Ansprechpartner, Beratungsstellen, aber auch spezielle Freizeitangebote für pflegende Heranwachsende auf.
Kirche & Co.
In vielen Kirchengemeinden gibt es Chöre oder ehrenamtliche Initiativen, die sich über neue Mitglieder freuen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ist einen Schritt weiter gegangen und hat 2020 die Plattform singlesundkirche.de ins Leben gerufen. Christlich orientierte Singles finden hier Infos und Hinweise auf Veranstaltungen, in Präsenz und online. Der christliche Glaube ist auch der gemeinsame Nenner im Netzwerk Solo & Co. (soloundco.net) in der Trägerschaft des Vereins ›Es muss was Anderes geben‹. Das Angebot umfasst unter anderem Stammtische in verschiedenen Bundesländern, Veranstaltungen und Vorträge sowie einen Austausch zwischen Singles mit Handicap.
Gegen Einsamkeit an Festtagen
Weihnachten und Ostern kommt traditionell die ganze Familie zusammen. Doch viele Menschen in Pflegeheimen oder Einrichtungen der Behindertenhilfe sind über die Feiertage allein. Der Verein ›Post mit Herz‹ sorgt dafür, dass sie zu diesen Feiertagen Post bekommen. Pflegeeinrichtungen können dem Verein melden, wie viele Kartengrüße sie benötigen. Der Verein vermittelt die Adressen der Einrichtungen (aber nicht die Namen der Empfänger und Empfängerinnen) an freiwillige Kartenschreiber, die sich auf der Webseite postmitherz.org registriert haben. Bis November 2024 sind so bereits mehr als 580 000 Karten verschickt worden.
Wer Weihnachten oder Silvester nicht allein verbringen möchte oder noch Platz für einen zusätzlichen Gast hat, kann sich an die 2016 gegründete Initiative #KeinerBleibtAllein wenden (keinerbleibtallein.de). Ehrenamtliche Helfer vermitteln, unter anderem per Facebook und Instagram, Alleinstehenden zu Weihnachten und Silvester eine Möglichkeit zum Mitfeiern.